Von Pichilemu aus erobern wir ein paar letzte Hügel Richtung Landesinnere. Das Landesinnere, wie so oft, eine reine Eukaliptus- und Pinienholzfabrik. Monokulturen so weit der Horizont reicht. Doch plötzlich ein abrupter Wechsel: wir gleiten durch schimmerndes Rot, leuchtendes Gelb und welkendes Grün. Willkommen in der noblen Weinregion Santa Cruz. Willkommen in der Farbenpracht herbstlicher Rebberge. Drei Tage geniessen wir den wärmenden Ausblick bei kurzen Velofahrten, lehrreicher Weintour, und, wer hätts gedacht, zu einem Glas guten Carménère.
















Am Busbahnhof von Santiago stellt sich erstmals die Frage, wie wir zu unserem „Zuhause“ gelangen können. Irgendwo am anderen Ende der Stadt. Velo ins Taxi? No!, sagt der Taxista. Uber? Kein Internet weit und breit! Also Velofahren? Aber der Verkehr und die Gegend … gefährlich? Wir wissen es doch auch nicht! Zum Glück helfen uns zwei Security-Angestellte. Tipp: unauffällig aus dem Terminal-Viertel schleichen, anschliessend gemütlich auf einem Veloweg quer durch die Stadt. Wir verhalten uns also unauffällig und wie echte Santiagoaner… einfach mit etwas viel Gepäck, die einzigen Velofahrer weit und breit und immerzu den Stadtplan überprüfend. Logisch: es enttarnt uns niemand. Wir sind halt alte Profis! (Oder unwahrscheinlicher: es interessiert einfach niemanden. In Santiago gibt es übrigens vor allem Trickdiebe. Im schlimmsten Fall findet man halt mal etwas nicht mehr). Jedenfalls erreichen wir nach ca. 1h problemlos das schöne Haus der Familie Claro im edlen Wohnviertel Vitacura. In ihrem Garten dürfen unsere Velos 14 Tage die Speichen hängen lassen. Und wir dürfen unser Luxusleben (nach Pullay mit Claros und Loreys, nach Pichilemu und Santa Cruz mit Hostal) in einem gemütlichen Zimmer weiterführen (an dieser Stelle ein riesen Dankeschön an Martin, Emilia, Miguel, Ines, Mundo und Maria für die erneute Gastfreundschaft und das Verwöhnen. Wir haben die spannenden Gespräche, das gute Essen, überhaupt alles sehr genossen).





Die schiere Unendlichkeit dieser 7.5 mio Metropole schnell vergessen, machen wir uns am ersten Tag zu Fuss auf den Weg. Mit schmerzenden Beinen erreichen wir, was wir eigentlich durchschlendern wollten: das gemütliche Barrio Italia. Eine ausgedehnte Kaffeepause bringt uns zur Vernunft. Wir kaufen eine Metrokarte. Von nun an haben wir für alles nur noch doppelt so lange wie geplant. Immerhin! Vom Quartier Vitacura gehts also unterirdisch nach Lastarria, von Bella Vista ins Barrio Brasil, vom Barrio Concha y Toro ins Centro und zurück. Die verschiedenen Quartiere haben alle einen eigenen Charakter. Hier der Business-Distrikt, da das hippe Barviertel und dort das Ausgangs- oder belebte Wohnquartier. Und alles hat seinen Platz. Fahrräder kauft man hier, Computer da, Kameras dort (übertrieben schematisch dargestellt). Und irgendwo zwischendrin findet man Interessantes und Schönes: das GAM, der Park Santa Lucia, Bars im Barrio Italia, Wandmalereien oder farbige Strassenzüge. Und über allem klebt stets der dicke Smogdeckel. Eine richtige Grossstadt.





























Einmal erheben wir uns über den Smog. 2’500 Höhenmeter ungefähr. Wir werden in die umliegenden Berge eigeladen. In die Ferienwohnung von Emilia im Skigebiet „Parva“. Bei Spiel („wer-wird-millionär“…auf Spanisch…wir sicher nicht), Bier und Spaziergang geniessen wir die Aussicht auf umliegende Berge und das Lichtermeer von Santiago.







Von Santiago aus unternehmen wir einen Ausflug nach Valparaiso. Die wohl farbigste Stadt der Welt. Streetart so weit das Auge reicht. Die Häuser (eigentlich Bilderrahmen) verteilt auf unzähligen Hügeln. Dazu alte Seilbähnchen, die einem schweisstreibendes Treppensteigen abnehmen (man könnte annehmen, wir seien in Form). Viele KünstlerInnen haben sich hier niedergelassen und präg(t)en den Charakter dieser Stadt. Während 5 Tagen geniessen wir die Werke der aktiven KünstlerInnenszene, die meditationshaft langsamen Fahrten in den Liften und natürlich das Werk von Don Luis, Sams Coiffeur (Chilenischer Schnitt par excellence). Disfrutenlo!








































Santiago y Alrededor – Unsere Route:
Pichilemu ~ Marchihue ~ Santa Cruz > Santiago (> Valparaiso)
Details:
Pichilemu nach Santa Cruz alles asphaltiert, am Anfang steiler Anstieg. Busfahrt von Santa Cruz auf Santiago und dann mehrtägiger Ausflug von Santiago aus nach Valparaiso.