La vuelta

Buenos Aires – Milano – Faulensee – Bern. Die Rückreise ist in Stein gemeisselt, endgültig. Bei 38 Grad, südamerikanischen Verkehrschaos und argentinischem Castellano in den Ohren bleibt diese Tatsache relativ unfassbar. Nur einen kurzen Augenblick, bei der Ankunft in Buenos Aires nach einem Jahr mehrheitlich auf dem Velo, sind wir kurz überwältigt: Der Kreis hat sich geschlossen. Wir waren im Süden von Patagonien, fuhren im Westen entlang der chilenischen Küste zurück in den Norden. Von Bolivien nach Nordargentinien und in den Osten nach Missiones und Uruguay. Wie viel wir gesehen, gehört, gespürt, gelernt,  genossen und teils erduldet haben – unmöglich in Worte zu fassen. Wahrscheinlich im Moment alles etwas unfassbar. Deshalb: erstaunlich sorglos und mit wenig Wehmut durchstreifen wir die verschiedenen Quartiere von Buenos Aires, treffen alte und neue Freunde, lauschen Gitarrenklänge, bewundern die lebendige Kunst- und Gastroszene. Genau so, wie wir dies schon ein Jahr zuvor gemacht haben. 

Doch der Tag musste kommen. Der Tag an dem wir diesen wahnsinnigen Kontinent verlassen müssen (auch wollen). Adios Pancho, gracias otra vez para la hospitalidad. Gracias a todos los paises y sus habitantes. A nuestros nuevos amigos. Que lindo fue todo. Increible! Und dann gehts unglaublich schnell. So schnell, wie wir es eigentlich nie wollten. Ein paar Stunden (sprich ein paar Filme später) und wir steigen in Milano aus. Kälte, Regen und Dunkelheit. Zum Glück haben wir eine gemütliche Wohnung und – noch fast wichtiger – keine Pläne. In aller Gemütlichkeit durchstreifen wir die in vorweihnachtlicher Hektik versunkene Stadt (und lassen uns fast anstecken), versuchen das Erlebte Revue passieren zu lassen und uns an eine neue Welt, ein sesshaftes Leben zu gewöhnen (oder zumindest mal vorzustellen). Ganz einfach ist es nicht. Und ganz ehrlich: der europäische Reichtum und die Sorglosigkeit trotz der bestehenden Probleme auf der Welt, die wir nun ein Jahr aus der Nähe miterlebten, liegt etwas schwer im Magen.

Trotz aufkommender Wehmut, wir freuen uns auf Familie, Freunde und Bern. Drei Tage nach Ankunft in Milano bringt uns der Zug schon ziemlich in die Nähe: nach Faulensee. Im Hotel Bellerive werden wir mit den breitesten Oberländerdiekt begrüsst. Unser «Hola» passt nicht ganz, doch irgendwie haben wir vergessen, wie man sich in der Schweiz begrüsst: «Grüessech», das klingt richtig komisch.

Der letzte Tag verbringen wir nochmals auf dem Velo. 52km gehts durch Schweizer Winterlandschaft, durch Thun, zahlreichen Dörfer und entlang der Autobahn. Es regnet, alles in Grau und Braun. Für die innerliche Gefühlslage nicht optimal. Da hilft nicht mal der Anblick der schönen Aare (die wir so oft vermisst haben) oder der Berner Altstadt. Erst die Begrüssung unserer Familien hebt die Stimmung wieder an. Wir sind zuhause. Drinnen ists plötzlich ganz gemütlich, mit bekannten Gesichter, neuen Geschichten und viel Freude. Es war unglaublich schön durch Südamerika zu pedalieren. Aber es ist auch unglaublich schön, wieder hier zu sein.