La Subida

Weil wir kein Schiff Richtung Anden nehmen können, springen wir also in den Bus. Dieser bringt uns in einer Nacht nach Santa Cruz. Weshalb schon wieder ein Bus? Ist doch eine Velo-Reise! Korrekt, aber uns rennt einmal mehr die Zeit davon. Alles mit Velo reicht leider nicht. Noch ca. einen Monat dürfen wir in Bolivien bleiben. Und dazu müssen wir ein drittes Mal unser Visa um weitere 30 Tage verlängern. Nette 4 Stunden sitzen wir im Wartsaal des Migrationsbüros, damit wir in 10 Sekunden die Verlängerung erhalten. Aber wir wollen uns nicht beklagen. Santa Cruz ist gemütlich und warm. Palmen und Glacée. Und einen Abend mit dem Fliegenden Holänder (zum Dritten mal treffen wir David, den schnellsten Velofahrer in Südamerika). Aber noch wichtiger, wir dürfen bleiben. Wir dürfen den Aufstieg in den Altiplano in Angriff nehmen. 

Das eigentliche Ziel ist die Durchquerung der «Salar de Uyuni», eine 10‘000km2
grosse Salzwüste auf 3‘600 m ü.M Von Santa Cruz sind es ca. 850km Distanz und 3‘000 Meter höher … ziemlich viel, denken wir. Im Kopf teilen wir die Strecke in Teile auf: Erste Etappe soll uns nach Samaipata bringen. Bald beginnt der erste Anstieg. Es ist tropisch heiss. Schwitzen, schwitzen, schwitzen. Das Wasser zischt beinahe, als wir unsere Köpfe bei «Las cascadas de cuevas» ins kühle Wasser tauchen. Nach 126km und 1’800hm erreichen wir das schöne Städtchen Samaipata. Von hier aus unternehmen wir einen geführten Ausflug in den «Parque National Amboró», wo heute noch farnartige Bäume wachsen, die bereits die Dinosaurier vor ca. 250 Millionen Jahren gefressen haben sollen. Impresionante!

Zweite Etappe ist Sucre. Auf unserem Weg verlassen wir langsam aber sicher die grüne Hälfte Boliviens. Mit jedem Kilometer wird es trockener. Laubwälder werden durch Kakteenwälder abgelöst, dann nur noch trockene Gras- und Buschlandschaft. Wir geniessen den stetigen Wechsel der Vegetation, auch wenn uns vom Hochfahren fast schwindelig wird. Nach 368km und 5‘693Hm erreichen wir die wunderschöne, komplett weisse Kolonial-Altstadt von Sucre. Aber halt … eigentlich wollten wir ja nur 3‘000Hm rauf fahren. Uns dämmert langsam, was wir durch unserer Internetrecherche (andere Velo-Blogs) eigentlich schon gewusst haben. Weil jeder gewonnene Höhenmeter gleich wieder in einer erfrischenden Abfahrt endet, nimmt der Anstieg kaum ein Ende. Dass die Anden auch so gebiergig sein müssen!

Dritte Etappe ist Potosí. 156km und weitere 2‘857Hm. Ufff, wir sind langsam ziemlich geschafft. Die Luft auf 4‘000m ist dünn und in der Nacht saukalt (wir bekommen 7 Decken im Hostal und sogar das Wasser ist beim Zelten am Morgen gefroren). Trotz des langsamen Aufstiegs spüren wir den Kopf, die Verdauung und die Muskeln. Alles etwas erschöpft. Wir erholen uns ein paar Tage zu einem weiteren Fest. Wieder Marschmusik und Kostüme vom Morgen bis … am Morgen und dann gleich nochmals. Bolivien ist irgendwie in Fest-Laune. Und nein, wir besichtigen die berühmte Silber-Mine im Cerro Rico nicht. In der Mine herrschen von den schlimmsten Arbeitsbedingungen der Welt. Keiner kann länger als max. 15 Jahre dort arbeiten, dann ist er tot oder die Lunge so kapput, dass an ein Arbeiten nicht mehr zu denken ist (wegen natürlichen Gasen und dem Einsatz von Chemikalien). Dafür erhält er eine Rente von 15US$ pro Monat von der Genossenschaft. Ausserdem starben über die Kolonialzeit der Spanier ca. 8 Millionen Sklaven dort. Für uns schlimm genug, auch ohne es aus der Nähe zu sehen. 

Wir nehmen lieber die letzte Etappe in Angriff. Auf nach Uyuni! Weitere wunderschöne Wild-Campingplätze warten auf uns. Und die letzten 200km und 2’600Hm! Der höchste Punkt liegt auf 4‘220 m ü.M. Dann gehts runter auf 3‘600m, auf dieser Höhe liegt bekanntlich Uyuni. Nun ja, stimmt schon, aber zuerst nochmals auf 4‘000m, dann auf 3‘300 m und wieder auf 4‘200m. Doch unser Plan ist perfekt: Wir sind zwei Tage von Uyuni entfernt. Heisst, 44km fahren, am Abend in Thermen ein warmes Bad geniessen und dort zelten. Am nächsten Tag weitere 40km nach Uyuni. Als wir losfahren wollen, erfahren wir, dass am Abend vor Uyuni eine neue Blockade erstellt wird (die lokale Regierung soll gewechselt werden, weil sie nichts macht und korrupt ist). Die Thermen werden gestrichen, 84km müssen wohl an einem Tag gestrampelt werden. Nach 20km mit starkem Gegenwind geben wir auf. Wir halten einen Bus an, der uns 20km vor Uyuni wieder ausspuckt. Wir sind trotzdem stolz: Ca. 800km mit ca. 13’500 Höhenmeter haben wir erkämpft. Jetzt noch eine kurze Abfahrt. Uyuni wir kommen! Salar de Uyuni bald sind wir da!

La Subida – Unsere Route:
Trinidad > Santa Cruz ~ La Angostura ~ Cominidad Bermejo ~ Camping La Boliviana ~ Samaipata ~ Materal ~ Saipina ~ Peña Colorada ~ Aiquile ~ Ovejeria ~ La Palma ~ Sucre ~ Millares ~ Betanzos ~ Potosí ~ Estancia Thakactita ~ Tica Tica ~ Uyuni

Details zur Route, 845km:
Die Strasse zwischen Santa Cruz und Uyuni ist durchgehend asphaltiert. Meisst in super Zustand. Nur wenige kurze Abschnitte mit Schotter (wohl wegen Bergstürzen). Unzählige, teils lange und steile Anstiege (und Abfahrten). Zwischen Santa Cruz und Samaipata relativ wenige Übernachtungmöglichkeiten (auch zum Zelten). Danach relativ viele kleine Dörfer mit Alojamientos oder mit Möglichkeiten zum Zelten. Zudem viele schöne Wild-Campingplätze. Einkaufsmöglichkeiten gut vorhanden (auch kleinere Dörfer haben meisst einen Mercado). Wasser in den Dörfer trinkbar (aber immer AnwohnerInnen fragen).

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