Feucht, feuchter, Misiones. Hügelig, hügeliger, Misiones. Gastfreundlich, gastfreundlicher, Misiones. Aber alles der Reihe nach: In Puerto Iguazu wollen wir früh raus, um möglichst alleine die berühmten Wasserfälle zu geniessen. Magisch sei der Anblick. Schaffen wir natürlich nicht. Nach einer Stunde Schlange stehen haben auch wir unseren Eintritt und marschieren durch den Park zu den Aussichtsplattformen. Trotz hunderten Touristen vor Augen, die Gewalt und der tosende Lärm des stürzenden Wassers brennt sich in unser Gedächnis.
Ein paar Kilometer von den Wasserfällen entfernt, bleibt kein Tourist mehr übrig. Es scheint, als hätten wir Misiones für uns alleine: die sanften Hügel, das saftige Grün, die Geräuschkulisse der Tiere. Auf dem «Butterfly-Highway» (tausende von Schmetterlingen fliegen entlang der holprigen Piste) gehts durch den Nationalpark «Iguazú», anschliessend durch kleine Dörfer bis hin zum mächtigen Rio Uruguay. Auf dem Weg sind wir von der Gastfreundschaft überwältigt: «Nein, hier gibt es keinen Camping. Aber ihr könnt in meinem Garten zelten. Nehmt die Stühle und den Tisch. Ruht euch gut aus. Hier sind WCs, hier die Dusche. Geld? Neeein! Kauft lieber ein kühles Bier.» Offenbar sehen wir von der ungewohnten Hitze und Feuchte aus wie erschlagen. Stuhl, Schatten und Bier hilft definitiv.
Weiter gehts entlang dem Rio Uruguay. Auf kleinen Strässchen, vorbei an Mate-Plantagen und Rinderfarmen. In der Landschaft verstreut stehen die farbigen Holzhäuser der Landwirte. Immer mit grosser Veranda. Immer mit ein paar Familienmitglieder, die sich auf gemütlichen Liegestühlen eine Pause gönnen. Fast alle sprechen «Portuñol». Eine Mischung aus Portugisisch und Spanisch. Die Grenze ist so nah, dass auch wir uns ein zNacht in Brasilien leisten. Kurz über eine Brücke marschiert, schon verstehen wir kein Wort mehr. Nach langer Zeit fühlen wir uns mal wieder wie Kurzurlauber.
Zwischendurch fällt die ganze Luftfeuchtigkeit auf den Boden. Es schüttet wie aus Kübeln. Die Strassen verwandeln sich in reissende Bäche. Plätze in kleine Seen. Wir flüchten in Bushäusschen, oder wenns gerade aufgeht, in ein Kaffee. Vor dem anderen Wetter-Extrem, der Hitze, flüchten wir in den Swimmingpool. Zum Glück hat fast jeder Camping sein erfrischendes Becken. Der einzige Grund, weshalb wir Campingplätze hier bevorzugen? Nein. Sie sind meisst extrem schön, mit Aussicht auf den Fluss, mit Tischen und Bänken. Nach unzähligen Nächten draussen in der Natur freuen wir uns über diesen kleinen Luxus. Zudem: Wild-Campen ist in tropischen Regionen schwierig. Der Boden oft feucht, dichte Pflanzendecke und tausend und ein Krabbeltierchen.
In Oberá ist Misiones für uns schon zu Ende. Schnell verflogen die drei Wochen. Doch länger möchten wir nicht bleiben. Trotz schönen Erlebnissen, wir halten an unserem Plan fest: Die letzten Wochen dieser Reise wollen wir gemütlich der Küste von Uruguay entlang Richtung Buenos Aires tuckern. Deshalb steht ein weiterer Busmarathon bevor. Über Concordia nach Salto (Grenzübergang nach Uruguay), weiter nach Montevideo und zuletzt nach Punta del Diablo hoch im Norden. Zum Glück ist ein Zwischenstopp in Concordia fest eingeplant. Hier treffen wir eine alte Freundin von Ariane. Zwei Tage werden wir von Renata und ihrer Familie ausgeführt und mit Essen verwöhnt. Danke vielmals für Stadt- und Parkbesichtigung, zNacht und Picknick am See! Fue muy muy lindo!
El Verde – Unsere Route:
Puerto Iguazú ~ Caburé-i ~ San Antonio ~ Parque Provincial Piñalito ~ San Pedro ~ San Vincente ~ El Soberbio ~ Cruce Colonia Aurora ~ Panambí ~ Oberá
Details zur Route, 517km:
– Strassen: Ruta 101 durch den Park «Iguazú» nicht asphaltiert. Restliche Strecke von Caburé-i bis Oberá alles asphaltiert und in gutem Zustand. Sehr hügeliges Gebiet (obwohl man keinen Pass fährt, macht man viele Höhenmeter)
– Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten: Einkaufsmöglichkeiten überall vorhanden. Wenige wild-camping Stellen (ausser man fragt bei einem Bauernhof, ob man auf ihrem Grundstück übernachten darf. Wir haben immer gute Erfahrungen gemacht). Ansonsten Hostals und Campings einfach zu finden.
– Verkehr: Von Puerto Iguazú bis zum Flughafen, auf der Ruta 14 zwischen San Pedro und San Vincente und auf der Ruta 5 vor Oberá viel Verkehr (wohl vor allem am Wochenende), ansonsten sehr ruhige, verkehrsarme Strassen
Sehr schöne Abschnitte:
– Ruta 101 durch den Nationalpark «Iguazú»
– Ruta 2 entlang des Rio Uruguay von El Soberbio bis Panambí